Biodiversität macht Schule – Umweltbildung im Projekt Rheinland³

(31.03.2022) Was haben Schülerinnen und Schüler mit der biologischen Vielfalt auf Feldern im Rheinland zu tun? Diese Frage wurde am heutigen Donnerstag an der Rupert-Neudeck-Gesamtschule in Tönisvorst, bei der Vorstellung des Projektes „Rheinland³ – Lebensraum, Landwirtschaft, Lernort“ beantwortet. „Die biologische Vielfalt der Agrarlandschaft ist durch Veränderungen in der Bewirtschaftung, den anhaltenden Flächenverlust, wie beispielsweise für Siedlungs- und Gewerbegebiete, sowie den Klimawandel, wie beispielsweise Dürre und Starkregenereignisse, stark gefährdet“, hebt Bernhard Conzen, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft, hervor.

Legen gemeinsam Hand an das Blühfeld im Schulgarten der Rupert-Neudeck-Gesamtschule (v.l.n.r.): Prof. Dr. Karl-Heinz Erdmann, stv. Vorstandsvorsitzender Stiftung Rheinische Kulturlandschaft, Carsten Schaap, Gruppenleiter Schreinerei Heilpädagogisches Zentrum Krefeld, Bernhard Conzen, Vorstandsvorsitzender Stiftung Rheinische Kulturlandschaft, Andreas Kaiser, Schulleiter Rupert-Neudeck-Gesamtschule, Hans-Peter Braf, Werkstattleiter Produktion Heilpädagogisches Zentrum Krefeld (HPZ), und die Mitarbeiter des HPZ Benjamin Unger, Martin Knoblich, Benjamin de Sousa, Manuel Lommes

Im Projekt Rheinland³ soll mit neuen Ansätzen von Naturschutzmaßnahmen der Lebensraum Agrarlandschaft für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten verbessert werden. Durch die Kombination von Naturschutzmaßnahmen soll ein Effekt erzielt werden, der über den einzelner Maßnahmen hinausgeht. „Unter Einbeziehung von Naturschutzmaßnahmen, wie Blühstreifen in Kombination mit Nisthilfen für Wildbienen, sowie anschaulichen Experimenten werden Umweltbildungsangebote bzw. Unterrichtseinheiten für Schulen angeboten. Unser Ziel ist es, mit Schülerinnen und Schülern der Unterstufe Maßnahmen und Experimente durchzuführen, um ihnen ökologische Zusammenhänge zu verdeutlichen, welche für die biologische Vielfalt in der Agrarlandschaft und die Landwirtschaft von Bedeutung sind“, führt Prof. Dr. Karl-Heinz Erdmann, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft, den zweiten Projektansatz weiter aus.

Neben der Rupert-Neudeck-Gesamtschule nehmen noch zwei weitere Schulen aus Hürth bei Köln und Waldbröl im Bergischen Land am Projekt teil. Die Schulen liegen in den drei Naturräumen Niederrheinische Bucht, Niederrheinisches Tiefland und Bergisches Land, in denen die Naturschutzmaßnahmen umgesetzt werden. „Auf insgesamt 16 landwirtschaftlichen Betrieben werden drei sich ergänzende Naturschutzmaßnahmen, nicht wie bisher in der landwirtschaftlichen Praxis üblich, an verschiedenen Stellen eines Betriebes angelegt, sondern als sich ergänzende Kombination gleichzeitig auf einer Fläche umgesetzt. Der positive Effekt der einzelnen Maßnahmen, wie z.B. Blühstreifen, auf die biologische Vielfalt ist bereits bekannt. Im Projekt soll gezeigt werden, dass die kombinierten Naturschutzmaßnahmen einen deutlich positiveren Effekt auf die Biodiversität haben können, als die Summe dreier separat angelegter Einzelmaßnahmen“, ergänzt Conzen die Projektinhalte weiter.

Säen das Blühfeld ein – Schüler:innen der 7d
Voller Körpereinsatz beim Andrücken der Samen

Für die Klasse 7d der Rupert-Neudeck-Gesamtschule bedeutet dies, dass sie bei Experimenten zur biologischen Schädlingsbekämpfung die Beziehung von Nutzpflanzen (Erbsen), deren Schädlingen (Blattläusen) und ihren natürlichen Gegenspielern (Marienkäfern) kennenlernen. Hierbei wird die An- und Abwesenheit von natürlichen Gegenspieler, sog. Schaderreger-Antagonisten, simuliert. Auch das Anlegen von Blühflächen oder Aufstellen von Nisthilfen für Wildbienen sowie eine abschließende Exkursion auf einen landwirtschaftlichen Betrieb sollen Kompetenzen im Bereich der Artenkenntnis, des Naturschutzes sowie der nachhaltigen Lebensmittelproduktion vermitteln. Für Schulleiter Andreas Kaiser steht fest: „Unsere Schülerinnen und Schüler können im Projekt Rheinland³ aus erster Hand erleben, wie sich Naturschutz und Landwirtschaft ergänzen und welchen hohen Stellenwert Artenvielfalt für eine nachhaltige Lebensmittelproduktion hat. Das eröffnet einigen Schülerinnen und Schülern bestimmt auch Interessens- und Berufsfelder, die ihnen ansonsten nicht zugänglich wären.“

Was durch die Landwirtinnen und Landwirte im Großen angelegt wird, erproben die Schülerinnen und Schüler im Kleinen. So lernen sie im eigenen Schulgarten wie wichtig für Wildbienen die Kombination von Nahrungsangebot und Nistmöglichkeiten sind. Dort ergänzt seit Kurzem ein 1,5 m hoher, mit zahlreichen Bohrlöchern versehener, Eichenpfahl den frisch angelegten Blühstreifen. Ganz nach dem Stiftungsmotto „gemeinsam vielfältig engagiert“ wurde bei der Herstellung dieser „Bienenstöcke“ die Expertise der Schreinerei des Heilpädagogischen Zentrums in Krefeld eingeholt. Für Hans-Peter Braf, Werkstattleiter Produktion, und seine Mitarbeitenden eine neue Aufgabe: „Wir haben uns sehr gefreut, Teil des Projektes zu sein und ein neues Zuhause für eine farbenfrohe Natur zu schaffen. Meine Mitarbeiter und ich hatten große Freude daran, die Nisthilfen anzufertigen.

Wenn das Projekt 2025 nach sechsjähriger Laufzeit endet, werden einige Schülerinnen und Schüler der Klasse 7d die Schule bereits beendet haben. Die Erkenntnis, wie wichtig die biologische Vielfalt für die Landwirtschaft und schlussendlich auch für sie selbst ist, konnte das Projekt ihnen dann hoffentlich für ihren weiteren Weg mitgeben.


TriKAs – der neue Ansatz
In enger Zusammenarbeit mit Landwirtinnen und Landwirten werden drei sich ergänzende
Naturschutzmaßnahmen, sogenannte „Trinäre Kombinationen in der Agrarlandschaft“ (kurz: TriKAs),
umgesetzt. Nach erfolgreicher Erprobung des TriKA-Systems ist die Aufnahme weiterer Einzelmaßnahmen nach dem „Baukastenprinzip“ möglich, sodass durch neue TriKA-Kombinationen eine Anpassung an weitere Zielartengruppen oder Bewirtschaftungsformen möglich ist. Hierdurch kann erstmals die Grundlage für eine standardisierte Anlage von kombinierten Naturschutzmaßnahmen gelegt werden, welche flexibel an örtliche Gegebenheiten angepasst werden kann.


Das Projekt „Rheinland³ – Lebensraum, Landwirtschaft, Lernort“ wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz sowie durch das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.