Ackerwildkräuter aus dem Supermarkt

(30.06.2017) Zum Schutz gefährdeter Ackerwildkräuter sind stets neue kreative Konzepte gefragt. Neben Gemüse finden daher nun im Münchener Freiluftsupermarkt auch Raritäten wie Rittersporn, Lichtnelke und Steinsame ihren Platz. Die Vermehrungsflächen konnten nun bei einem Pressetermin des bundesweiten Ackerwildkrautprojektes der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft besichtigt werden.
Pressetermin Ackerwildkraut-Vermehrungsfläche Freiluftsupermarkt München Freiham

Freuten sich über die gelungene Ackerwildkrautvermehrung im Münchener Freiluft-Supermarkt (v.l.n.r.): Marion Lang, Projektleiterin von „Ackerwildkräuter für Bayerns Kulturlandschaft“ der Bayerischen KulturLandStiftung, Dominik Himmler, Geschäftsführer Bayerische KulturLandStiftung, und Dr. Patrick Lind, Projektleiter von „Unkraut vergeht nicht – stimmt nicht!“

Der Freilichtsupermarkt im Münchener Stadtteil Freiham ist ein Landwirtschaftspark, in dem Besucher ihr Gemüse gegen eine Spende selbst ernten können. Hier werden seit 2016 im regionalen Projekt Ackerwildkräuter für Bayerns Kulturlandschaft der Bayerischen KulturLandStiftung auch sechs seltene Ackerwildkrautarten als Reinsaat in Beeten sowie als Untersaat zusammen mit Getreide vermehrt.

Die Samen der eingesäten Arten stammen aus dem Naturraum Münchener Ebene, wo sie mühsam von Hand gesammelt wurden. Diese regionale Sammlung und Vermehrung soll eine Vermischung verschiedener Herkünfte vermeiden, sodass vorteilhafte Anpassungen der Wildkräuter an ihre Umwelt erhalten werden können. Aus diesem Grund wird auch eine spätere Wiederansiedlung der Arten auf Äckern im gleichen Naturraum stattfinden.

Im Projekt „Ackerwildkräuter für Bayerns Kulturlandschaft“ werden nicht nur im Freiluftsupermarkt, sondern an zahlreichen weiteren Standorten in fünf Naturräumen Bayerns gefährdete Ackerwildkräuter vermehrt: An der Samenvermehrung beteiligen sich sechs landwirtschaftliche Betriebe, drei Vereine und drei Botanische Gärten. Zudem wurde eine Kooperation mit der Firma Rieger-Hofmann GmbH aufgebaut.

Einen Teil dieser Vermehrungsflächen stellten die Projektleiterin Marion Lang, Bayerische KulturLandStiftung und TU München, und Dominik Himmler, Geschäftsführer der Bayerischen KulturLandStiftung, in dieser Woche auf dem Feldtag „Regionale Vermehrung von Ackerwildkräutern“ vor. Besichtigt wurden Sandäcker des Landwirts Tobias Volkert im fränkischen Rittersbach sowie die Ackerwildkrautvermehrung beim Regio-Saatgut-Produzenten Rieger-Hofmann in Blaufelden. Den staunenden Teilnehmern präsentierten sich hier vitale Bestände mittlerweile seltener Arten wie Acker-Rittersporn, Großer Frauenspiegel oder Bauernsenf.

Vermehrungsflächen Consolida regalis Centaurea cyanus

Vermehrungsflächen, u.a. mit Kornblume und Acker-Rittersporn

Ebenfalls gezeigt wurde eine Produktionsintegrierte Kompensationsmaßnahme in einem Acker in Wernsbach, Franken, bei der bereits Saatgut aus dem Projekt zum Einsatz kommen konnte. Der Feldtag diente der regionalen Vernetzung von Ackerwildkrautinteressierten aus Landwirtschaft und Naturschutz, von Behörden und Planungsbüros sowie dem Austausch von praktischen Erfahrungen bei der Vermehrung der Wildkräuter. Einig waren sich die Teilnehmer, dass seltene Ackerwildkräuter nur durch das gemeinsame Engagement von Landwirten und Naturschützern erhalten werden können.

Die Bayerische KulturLandStiftung setzt das Projekt „Ackerwildkräuter für Bayerns Kulturlandschaft“ gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Renaturierungsökologie der Technischen Universität München vor Ort eigenständig um. Gefördert wird das Projekt vom Bayerischen Naturschutzfonds und der Landwirtschaftlichen Rentenbank. Die Bayerische Stiftung führt in ihrem Projekt das Konzept des Modellprojektes „Unkraut vergeht nicht – stimmt nicht!“ der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft als Umsetzungspartner in Bayern weiter. Dieses Modellprojekt startete 2010 im Rheinland und wird seit 2015 auch bundesweit gemeinsam mit regionalen Partnern durchgeführt. Das Unternehmen Bayer unterstützt das Projekt „Unkraut vergeht nicht – stimmt nicht!“ seit dessen Beginn.