Lebensfelder – Praxisstandards zur Wiederansiedlung von Ackerwildkräutern
Ackerwildkräuter: wertvoll, aber bedroht
Artenreiche Ackerwildkrautgesellschaften erfüllen zahlreiche Funktionen in unseren Agrarlandschaften. Diese reichen von der Bereitstellung von Nahrung und Lebensraum für Tiere des Offenlandes über den Schutz vor Erosion bis hin zur Aufwertung des Landschaftsbildes. Viele Ackerwildkrautarten sind heutzutage jedoch selten geworden. Hierzu gehören insbesondere konkurrenzschwache Arten wie Acker-Rittersporn, Acker-Wachtelweizen oder Sand-Mohn, die an traditionelle Bewirtschaftungsformen angepasst sind und landwirtschaftliche Erträge kaum mindern.
Wiederansiedlungen als Baustein für vielfältige Agrarlandschaften
Heute sind die Samenvorräte vieler Ackerwildkrautarten im Boden oftmals erschöpft und Verbreitungsmöglichkeiten früherer Zeiten, etwa in ungereinigtem Saatgetreide oder durch wandernde Schafherden, fehlen. Ohne Wiederansiedlungen ist daher der Erhalt zahlreicher zunehmend gefährdeter Arten bundesweit nur schwer möglich. Bisher existieren jedoch keine einheitlichen Leitlinien zur Sammlung, Vermehrung und Wiederansiedlung von seltenen Ackerwildkrautarten.
Gefährdung verstärkt sich selbst
Gründe hierfür sind unter anderem, dass viele Ackerwildkrautarten wegen ihrer Gefährdung nicht als zertifiziertes Regio-Saatgut angeboten werden und ihre Wiederansiedlung in Agrarförderprogrammen nicht vorgesehen ist. Somit sind momentan bei Wiederansiedlungsmaßnahmen stets aufwendige Einzelfallprüfungen durch die Naturschutzbehörden nötig. Die Wiederansiedlung gefährdeter Ackerwildkrautarten findet daher nur in geringem Umfang statt, was wiederum eine geringe Saatgutnachfrage bedingt. Aus diesem Grund bestehen kaum Anreize für die Sammlung und Vermehrung, sodass ein Mangel an Saatgut, auch für Schutzprojekte, entsteht.
Standards für die Praxis entwickeln und erproben
Im Projekt „Lebensfelder – Praxisstandards zur Wiederansiedlung von Ackerwildkräutern“ der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft und der Bayerischen KulturLandStiftung sollen daher bundesweit übertragbare Praxisstandards zur Sammlung, Vermehrung und Wiederansiedlung von Ackerwildkräutern entwickelt werden.
Dies findet gemeinsam mit Expertinnen und Experten aus Forschung, Verwaltung und Praxis statt. Die entwickelten Standards werden in vier Modellgebieten im Rheinland (NRW) und in Bayern umgesetzt, um eine Übertragbarkeit auf einen Großteil des Bundesgebietes zu gewährleisten.
Die Ansiedlungen finden dabei auf ackerwildkrautfreundlich bewirtschafteten Feldern in Zusammenarbeit mit landwirtschaftlichen Betrieben statt. Hierbei werden ausgewählte Zielarten auf standörtlich geeigneten Empfängerflächen ausgebracht. So entstehen „Lebensfelder“, die dem Erhalt vielfältiger Ackerlebensgemeinschaften dienen.
Die Praxistauglichkeit des Vorgehens wird mithilfe von Erfolgskontrollen sowie einer sozio-ökonomischen Evaluation der Maßnahmen geprüft. Die entwickelten Praxisstandards und die Erfahrungen aus der modellhaften Umsetzung sollen eine neue Basis für den Ackerwildkrautschutz in Deutschland bilden.
Akzeptanz erreichen, Wissen vermitteln, Motivation erhalten
Der Aspekt des Wissenstransfers nimmt eine große Bedeutung im Projekt „Lebensfelder“ ein: Zusätzlich zur projektbegleitenden Informationsarbeit werden Feldtage für interessierte landwirtschaftliche Betriebe und Fachtagungen für Teilnehmende aus Naturschutz, Landwirtschaft, Saatgutvermehrung, Verwaltung und Planung angeboten. Zudem fasst ein Praxishandbuch die Projektergebnisse zum Abschluss des Projektes zusammen. Das Projekt soll dazu beitragen, die Akzeptanz für die Förderung seltener Ackerwildkräuter zu steigern, die nachhaltige Umsetzung geeigneter Maßnahmen erleichtern und eine langfristige Motivation der engagierten Betriebe sichern.
Projektgebiete
Die modellhafte Umsetzung der Sammlung, Vermehrung und Wiederansiedlung von Ackerwildkräutern wird in jeweils zwei Gebieten in den Projektregionen in NRW und in Bayern umgesetzt.
Modellgebiete in NRW, betreut von der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft:
- Niederrheinische Bucht als Modell für eine strukturarme Tieflandregion
- Eifel als Modell für eine strukturreiche Mittelgebirgsregion
Modellgebiete in Bayern, betreut von der Bayerischen KulturLandStiftung:
- Oberpfälzisches Hügelland als Modell für eine strukturreiche Becken-Hügellandschaft
- Südliche Frankenalb als Modell für eine strukturreiche Mittelgebirgsregion
Teilnahme für landwirtschaftliche Betriebe, Gärtnereien etc. möglich
- Ihr Betrieb liegt in einem der vier Modellgebiete (oder direkt angrenzend)?
- Pflanzen sind Ihre Leidenschaft?
- Sie bewirtschaften Ackerflächen, besitzen eine Gärtnerei oder einen gartenbaulichen Betrieb, interessieren sich für Saatgutvermehrung, Jungpflanzen-Anzucht und/oder Versuchsanbau?
- Sie haben Lust, neue Konzepte in der Praxis auszuprobieren?
Wenn Sie auf alle Fragen mit „ja“ geantwortet haben, sprechen Sie uns an!
Gern informieren wir Sie in einem persönlichen Gespräch zu den Möglichkeiten einer Projektteilnahme.
Ihre Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner
bei der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft für das Gesamtprojekt:
- Dr. Heiko Schmied, Projektkoordinator
(0228 – 90 90 72 12, h.schmied@rheinische-kulturlandschaft.de)
bei der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft für die Projektregion Rheinland/NRW:
- Laura Fortmann, Projektleiterin
(0228 – 90 90 72 14, l.fortmann@rheinische-kulturlandschaft.de) - David-Alexander Bind, Betreuer landwirtschaftliche Betriebe, Vermehrungsbetriebe
(0228 – 90 90 72 31, d.a.bind@rheinische-kulturlandschaft.de)
bei der Bayerischen KulturLandStiftung für die Projektregion Bayern:
- Malou Czibeck, Projektleiterin
(0160 – 53 09 456, Malou.Czibeck@bayerischekulturlandstiftung.de) - Felix Dötsch, Betreuer landwirtschaftliche Betriebe
(0152 – 21 06 39 48, felix.doetsch@bayerischekulturlandstiftung.de)
Das Projekt „Lebensfelder – Praxisstandards zur Wiederansiedlung von Ackerwildkräutern“ wird gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz sowie durch die Landwirtschaftliche Rentenbank.
Diese Website gibt die Auffassung und Meinung des Zuwendungsempfängers des Bundesprogramms Biologische Vielfalt wieder und muss nicht mit der Auffassung des Zuwendungsgebers übereinstimmen.