Ackerwildkrautschutz und Produktionsintegrierte Kompensation: Bestens kombiniert!

(23.07.2018) Man nehme: Lämmersalat, Sand-Vergissmeinnicht und Bauernsenf – was nach den Zutaten für einen erfrischenden Sommersalat klingt, ist in Wirklichkeit Teil der Artenliste für eine ungewöhnliche Naturschutzmaßnahme, der „Wiederansiedlung“ gefährdeter Ackerwildkräuter. Erste Ergebnisse konnten nun auf einem Extensivacker in Mittelfranken bei einem Pressetermin des bundesweiten Ackerwildkrautprojektes unserer Stiftung Rheinische Kulturlandschaft besichtigt werden.
 
Ackerwildkrautprojekt Bayern Pressetermin Wernsbach

Freuten sich über den Erfolg der Wiederansiedlung von Ackerwildkräutern im Extensivacker bei Wernsbach (v.l.n.r.): Harald Winter, Geschäftsführer Maschinenring Roth, Dominik Himmler, Geschäftsführer Bayerische KulturLandStiftung, Marion Lang, Projektleiterin Bayerische KulturLandStiftung und TU München, Georg Schiffermüller, den Extensivacker bewirtschaftender Landwirt und zweiter Bürgermeister von Georgensgmünd. Foto: Bayerische KulturLandStiftung

Manche der genannten Ackerwildkräuter gelten zwar tatsächlich als essbar, sie sind aber so selten geworden, dass von der Ausbeute einer Wildkräuterwanderung kaum ein Gast satt werden würde. Doch dies soll sich in den kommenden Jahren ändern, denn seit einigen Monaten werden sie, zusammen mit weiteren sensiblen „Raritäten“, gezielt auf geeigneten Feldern eingesät. Eines davon liegt im fränkischen Wernsbach (Landkreis Roth) und gehört zu dem Betrieb von Georg Schiffermüller.

Ackerwildkrautschutz in die Produktion integriert

Der Landwirt setzt gemeinsam mit der Bayerischen KulturLandStiftung auf seinen Flächen eine produktionsintegrierte Kompensationsmaßnahme (PIK) um, die als Ausgleich für den Eingriff in Natur und Landschaft durch den Bau der Ortsumfahrung Wernsbach erforderlich war. Neben Blüh- und Brachestreifen sowie Feldlerchen­fenstern ist auch ein extensiv bewirtschafteter Acker Teil der Maßnahme.

„Dieses Jahr ist das Feld in doppeltem Reihenabstand mit Winterroggen eingesät worden und bietet mit seiner speziell angepassten Bewirtschaftung gute Bedingungen für die konkurrenz­schwachen Ackerwildkräuter, die hier eine neue Heimat finden sollen. Die Einsaat zur Wiederansiedlung der seltenen Arten fand im Herbst 2017 im Rahmen unseres Projektes „Ackerwildkräuter für Bayerns Kulturlandschaft“ statt“, erläutert Dominik Himmler, Geschäftsführer der Bayerischen KulturLandStiftung.

Ackerwildkräuter: Bunt blühend bis gut getarnt

Die Trockenheit und Hitze der vergangenen Wochen hat das Getreide und auch die Wildkräuter besonders rasch abreifen lassen. Nun sind Adleraugen und gute Arten­kenntnisse gefragt, um die perfekt getarnten Fruchtstände der vor kurzem noch gelb und weiß blühenden Arten zu finden.

Jeder Naturraum für sich

Die Wiederansiedlungsfläche bei Wernsbach liegt im Mittelfränkischen Becken im Naturraum Fränkisches Keuper-Lias-Land. Hier wurden auch die Samen der eingesäten Arten mühsam von Hand gesammelt. Ihre Vermehrung fand in der gleichen Region statt, unter anderem nur wenige Minuten entfernt auf dem Betrieb von Landwirt Tobias Volkert in Rittersbach.

„Wir führen die drei Schritte Sammlung, Vermehrung und Wiederansiedlung getrennt nach Naturräumen durch. Dies hilft dabei, eine Vermi­schung verschiedener Samenherkünfte zu vermeiden, um vorteilhafte Anpassungen der seltenen Wildkräuter an ihre Umwelt zu erhalten“, erklärt Projektleiterin Marion Lang, Bayerische KulturLandStiftung und TU München.

 
Arnoseris minima BKLS Marion Lang

Lämmersalat (Arnoseris minima) gilt in Bayern und Deutschland als stark gefährdet. Foto: Marion Lang, Bayerische KulturLandStiftung

Teesdalia nudicaulis BKLS Marion Lang

Bauernsenf (Teesdalia nudicaulis) fühlt sich auf Sandäckern wohl. Foto: Marion Lang, Bayerische KulturLandStiftung

Myosotis stricta BKLS Marion Lang

Das blau blühende Sand-Vergissmeinicht (Myosotis stricta) fällt im Acker kaum auf. Foto: Marion Lang, Bayerische KulturLandStiftung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Bayerische KulturLandStiftung setzt das Projekt „Ackerwildkräuter für Bayerns Kultur­landschaft“ gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Renaturierungsökologie der TU München in Bayern eigenständig um.
 
Gefördert wird das Projekt vom Bayerischen Naturschutzfonds und der Landwirtschaftlichen Rentenbank.

Die bayerische Stiftung führt in ihrem Projekt das Konzept des Projektes „Unkraut vergeht nicht – stimmt nicht!“ der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft als Umsetzungspartner in Bayern weiter. Dieses Modellprojekt startete 2010 im Rheinland und wird seit 2015 auch bundesweit gemeinsam mit regionalen Partnern durchgeführt. Das Unternehmen Bayer unterstützt das Projekt „Unkraut vergeht nicht – stimmt nicht!“ seit dessen Beginn.