2. Wie kann Grünland mit Arten angereichert werden?

Eine Artenanreicherung von artenarmen Wiesen und Weiden (< 20 Arten pro m²) ist dann sinnvoll, wenn davon auszugehen ist, dass keine natürliche Übertragung von Samen aus der Umgebung möglich und gleichzeitig eine Nutzungsextensivierung für längere Zeit gesichert ist. Es gibt verschiedene Methoden für eine Artenanreicherung, dazu zählen z. B. Einsaaten (Nach-, Durch-, Übersaat, Neueinsaat), Mahdgutübertragungen sowie Heudruschverfahren und Saugmulchen. Hier werden die ersten beiden Verfahren vorgestellt, die mit den auf vielen Betrieben vorhandenen Maschinen umgesetzt werden können.

Anreicherung durch Einsaat mit regionalem Wildkräuter-Saatgut

Vor einer Einsaat muss das Grünland sehr kurz gemäht werden (3-5 cm), damit die eingesäten Samen genug Licht zur Keimung erhalten. Bei einer umbruchlosen Einsaat in einen artenarmen Altbestand ist eine Oberbodenstörung erforderlich, um offene Stellen für die Keimung und Etablierung neuer Arten zu schaffen.

Nachsaat (Durchsaat/Übersaat/Frässaat) auf bestehendem artenarmen Grünland

  • Bei Durchsaaten wird mit einer Durchsämaschine (z. B. Schlitz-, Fräsdrillgerät) der Boden aufgeschlitzt und das Saatgut zielgerichtet in die Schlitze abgelegt. Die Altgrasnarbe wird nur unwesentlich beeinträchtigt
  • Bei der Übersaat wird der Boden aufgerissen (z. B. mit Striegel, Feder-Zinkenegge) und danach das Saatgut mit einer Sämaschine auf der gesamten Fläche auf den lückigen Boden ausgebracht. Der Bodenschluss ist nicht so gut wie bei der Durchsaat und eine Übersaat ist meist häufiger durchzuführen, bis der gewünschte Erfolg eintritt
  • Bei der Frässaat wird entweder flächig oder streifenförmig der Boden für die Neueinsaat mittels Grubber oder Fräse vorbereitet, um ein sauberes Saatbeet zu schaffen. Auf großen Flächen reichen meist mehrere Streifen mit 2-3 Arbeitsbreiten bzw. ca. 9 m Breite pro Streifen (insgesamt ca. 25 % der Fläche), die entgegen der Bearbeitungsrichtung mit einer artenreichen Mischung eingesät werden. Die Etablierung der Kräuter auf der Gesamtfläche dauert etwas länger als bei der Durch- und Übersaat, da sie in die unbearbeitete Fläche erst einwandern müssen
  • Bei allen drei Methoden reichen ca. 10-15 kg/ha als Saatgutmenge. Der Kräuteranteil der Mischung sollte 70-100% ausmachen
  • Nach allen drei Varianten ist ein Walzdurchgang notwendig (z. B. Prismen- oder Cambridgewalzen), um den Bodenschluss herzustellen
  • Zur Anreicherung von artenarmen Wiesen sollte Regiosaatgut mit ca. 40-50 verschiedenen Wildarten verwendet werden oder eine Artenauswahl mit wenigen, aber dafür zuverlässig konkurrenzstarken Arten getroffen werden. Die Zusammenstellung von Mischungen sollte möglichst von Experten durchgeführt werden
  • Der beste Aussaatzeitpunkt mit Regiosaatgut ist von Ende August bis Anfang September (s. o. Regiosaatgut). Es kann aber auch im Frühjahr von März bis Mai, vor angekündigten Niederschlägen, eingesät werden. Wildkräuter benötigen ca. 4-5 Wochen durchgehend feuchte Bedingungen
  • Keine Gülledüngung im Ansaatjahr

Neueinsaat auf intensivem Grünland oder Ackerland

Sinnvoll ist eine Neueinsaat immer, wenn eine Ackerfläche zu Grünland umgewandelt werden soll. Eine Neusaat auf bisher intensiv bewirtschaftetem Grünland sollte nur angewendet werden, wenn eine Artenanreicherung des Grünlandbestands anders nicht zu erreichen ist (zu viele konkurrenzkräftige und ertragreiche Gräser, Problem- oder Giftpflanzen). Denn bei der Vorbereitung der Neueinsaat, insbesondere im Herbst, werden durch die intensive Bodenbearbeitung gespeicherte Treibhausgase frei, eine starke Mineralisierung wird in Gang gesetzt sowie Verletzungen des Bodengefüges entstehen.

Bei der Einsaat sind folgende Aspekte zu beachten:

  • (mehrjährige) Aushagerung sollte vorgeschaltet sein
  • Vorbereitung eines feinkrümeligen, beikrautfreien Saatbetts durch mechanische Bodenbearbeitung
  • Ausgesät wird mit einer Saatgutmenge von 20-50 kg/ha mit einer Saattiefe von max. 1 cm. Die Saatstärke hängt von der Saatgutmischung, dem Begrünungsziel, den Standorteigenschaften und dem Zeitpunkt ab
  • Bei einer Neueinsaat sollte der Kräuteranteil bei 20-30 % und der Anteil an Gräsern bei 70-80 % liegen, damit das Aufkommen von Problemkräutern durch den schnellen Aufwuchs der Gräser weitestgehend unterdrückt werden kann. Bester Einsaatzeitpunkt ist wie bei der Neueinsaat
  • Im ersten Jahr der Neuansaat können unerwünschte Arten wie Stumpfblättriger Ampfer oder Weißer Gänsefuß dominieren, was aber nicht bedeutet, dass die Ansaat misslungen ist
  • Durch einen regelmäßigen Schröpfschnitt kann sich die Saat etablieren (bis zu einmal monatlich, zwischen Mai und September, ab der 6. Woche nach Einsaat bzw. zum Zeitpunkt des Ährenschiebens der hochwüchsigen Obergräser) und die ungewünschten Arten gelangen nicht zur Samenreife
  • Das Schnittgut sollte insbesondere auf produktiven Böden entfernt werden

Benötigte Maschinen: Schlepper, Pflug und Grubber oder Fräse, Nachsaatgerät oder Drillmaschine (hochgestellte Striegel und Säschare), Cambridge-Walze

Hinweis: Im ersten Jahr ist der Futterertrag meist gering.

Mahdgutübertragung zur Artenanreicherung von Grünland

Anstelle der Einsaat mit einer Saatgutmischung ist eine Übertragung frischen Mahdguts von einer artenreichen Spenderfläche zur Anreicherung einer artenarmen Empfängerfläche möglich.

  • Qualität des Spendermaterials: artenreich, keine Problem- oder Giftpflanzen, standorttypische Artenzusammensetzung, möglichst keine Einsaat innerhalb der letzten 30 Jahre (Vorbeugung einer Florenverfälschung)
  • Ähnliche Standortbedingungen
  • Räumliche Nähe: maximal 20 km von der Spender- zur Empfängerfläche. So wird u. a. das Ziel einer Anreicherung mit gebietsheimischem (lokalem) Saatgut erfüllt
  • Größenverhältnis zwischen Spender- und Empfängerfläche: mindestens 1,5 : 1

Zeitpunkt für Mahdgutübertragungen:

  • Die Übertragung von Mahdgut sollte am besten vom Erstaufwuchs der Spenderfläche kommen, wenn möglichst viele häufig auftretende Arten die Samenreife erreicht haben. Der Zeitpunkt ist standortabhängig, aber zwischen Mitte Juli und September zu erwarten
  • Günstig ist, wenn zusätzlich eine zweite Mahdgutübertragung vom Zweitaufwuchs vorgenommen wird, um ein möglichst großes Artenspektrum an Kräutern zu gewinnen
  • Das frische Mahdgut muss sofort nach dem Schnitt ausgebracht werden, um einer Erhitzung und damit Beeinträchtigung der Keimfähigkeit vorzubeugen

Ausbringung des Mahdgutes:

  • Vor der Mahdgutübertragung muss die Grasnarbe der Empfängerfläche durch Fräsen, Grubbern, Eggen geöffnet werden
  • Das Material sollte flächig oder in Streifenform verteilt werden, beispielsweise mittels Heuwender oder Miststreuer
  • Ausbringen des Mahdguts quer zur üblichen Bewirtschaftungsrichtung
  • Die Schichtdicke sollte 3-5 cm betragen

Pflege:

  • Pflegeschnitt auf der Empfängerfläche nach ca. 6-8 Wochen mit einer Schnitthöhe von mindestens 10 cm, um die Keimlinge und jungen Rosetten zu schützen
  • Insbesondere auf produktiven Standorten sollte eine Abfahrt des Mahdgutes erfolgen

Benötigte Maschinen:

Schlepper, Mähgerät (verstellbar für Hochschnitt), Fräse oder Grubber, Walze, Ladewagen mit z. B. Dosierwalze oder M

Hinweis:

Die benötigte Arbeitszeit pro Hektar ist abhängig von der Entfernung der Flächen, den vorhandenen Maschinen bzw. der notwendigen Handarbeit (verteilen, wenden) und kombinierbaren Arbeitsgängen und kann zwischen 10 und 20 Stunden variieren.

Achtung:

Bei einer Grünlanderneuerung, also mittels Grubbern, Fräsen oder Pflügen, wird eine Genehmigung zur Umwandlung von Dauergrünland bei der zuständigen Behörde benötigt.