Aus der Region, für die Region: Saatgut für Naturschutzzwecke
(23.06.2021) Die Blühstreifen im Meßdorfer Feld in Bonn stehen bei Insekten und Erholungssuchenden gleichermaßen hoch im Kurs. An einem dieser Wildpflanzenstreifen trafen sich heute im Rahmen des Projektes „Lokal, regional, ganz egal?!“ Vertreter:innen unserer Stiftung Rheinische Kulturlandschaft mit der Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) Prof. Dr. Beate Jessel, um die Besonderheit des Blühstreifens aus Regio-Saatgut in Augenschein zu nehmen und zugleich gemeinsam für dessen Einsatz zu werben.
Denn: Seit einigen Jahren floriert das Geschäft rund um Blühmischungen und das Anlegen von Blühstreifen und -wiesen, um damit insbesondere Bienen und andere blütenbestäubende Insekten zu fördern. „Da die Ästhetik sowie die Kosten für die Auswahl geeigneten Saatguts meist eine übergeordnete Rolle spielen, werden Aspekte des Naturschutzes beim Kauf häufig untergeordnet berücksichtigt oder sind gar nicht bekannt“, stellt Friedhelm Decker, Vorstandsvorsitzender unserer Stiftung Rheinische Kulturlandschaft, die Zielsetzung für das Informationsprojekt vor.
Hier setzt „Lokal, regional, ganz egal?“ an und stellt innerhalb seiner Aufklärungskampagne die Bedeutung der Herkunft von Saatgut für Naturschutzzwecke in den Fokus.
„Margerite ist nicht gleich Margerite. Für die Natur ist es nicht egal, welche Art von Saatgut an welcher Stelle zum Einsatz kommt. Vielen ist es allerdings nicht bewusst, dass es Unterschiede gibt zwischen Wildpflanzen und Kulturformen und auch Unterschiede zwischen den Herkunftsqualitäten von Wildpflanzen. Und dass regionales Saatgut eben meist auch eher an die örtlichen Bedingungen angepasst ist und der heimischen Tierwelt wie den Bestäuberinsekten besser zugute kommt“, erklärt BfN-Präsidentin Prof. Dr. Beate Jessel.
„Regionales Saatgut bedeutet hierbei, dass die Samen in der Region, wo sie später ausgebracht werden, auch gesammelt und vermehrt wurden, das heißt je lokaler, desto besser. Deutschland wird dabei in 22 verschiedene Saatgut-Regionen eingeteilt“, ergänzt Thomas Muchow, Geschäftsführer unserer Stiftung.
Viele Mischungen enthalten nichtheimische Wildpflanzenarten, deren Ursprünge in fernen Ländern liegen. Wenn das Saatgut allerdings aus der Nähe der späteren Einsaatfläche kommt, fördert dies nicht nur die Vielfalt der regionalen Wildpflanzen, sondern auch die Vielfalt der daran angepassten Insekten.
Zu den Zielgruppen der Aufklärungskampagne gehören all jene, die Blühflächen anlegen, wie beispielsweise Städte und Gemeinden, Planungsbüros, Naturschutzinitiativen und -verbände oder Umsetzende von Naturschutzeinsaaten aus Wirtschaftsunternehmen, Landwirtschaft, Jagd, Imkerei, Familien- oder Bildungseinrichtungen.
„Bereits seit Beginn unserer Stiftungsarbeit verwenden wir für unsere Naturschutzmaßnahmen überwiegend regionales Wildpflanzensaatgut, so genanntes Regio-Saatgut, für die mehrjährigen Einsaaten. Für einjährige Blühflächen nutzen wir hingegen Kulturpflanzenmischungen. Ebenso legen wir auch bei der Öffentlichkeitsarbeit und Naturschutzberatung von Landwirtinnen und Landwirten großen Wert darauf, die Unterschiede von Saatgut bewusst zu machen“, führt Vorstandsvorsitzender Decker weiter aus.
Einer dieser beratenen Landwirte ist Josef Berg, der die Blühstreifen mehr als zehn Jahre mit der Stiftung umgesetzt und vor zwei Jahren an seinen Nachfolger übergeben hat. „Standortangepasstes Saatgut ist enorm wichtig, denn das was für Ackerfrüchte gilt, gilt ebenso für unsere Blühstreifen. Mohn und Schafgarbe müssen zum Bonner Lössboden passen, genauso wie die Weizen- oder Rapssorte“, führt Berg an.
Ein Teil der Aufklärungskampagne bestand aus einer regionalen Saatgutaktion im Frühjahr 2021. Dabei wurden Samentütchen mit Regio-Saatgut, Postkarten und Informationsmaterialien gezielt an interessierte Bildungseinrichtungen, Verbände und Firmen abgegeben.
„Die Resonanz war riesig. Man merkt, dass der Insektenschutz ein gesamtgesellschaftliches Thema geworden ist und die Nachfrage an Saatgut für Blühflächen aus allen Bereichen kommt. Umso wichtiger ist es, frühzeitig auf die Qualität des Saatguts hinzuweisen“, resümiert Projektleiterin Nadine Becker.
Das Projekt wird bis Ende Dezember 2021 vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit gefördert.
Mehr über das Projekt „Lokal, regional, ganz egal?“
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