Bonner Studie zeigt – gemulchte Blühstreifen sind keine Ökologische Falle für Wildbienen!

(16.03.2022) Blühstreifen sind eine der am meisten genutzten Naturschutzmaßnahmen in der Landwirtschaft. Jedoch gibt es immer wieder Kritik, dass diese keinen oder nur wenig Nutzen für die Förderung von Insekten aufweisen. Insbesondere die Pflege dieser Maßnahme durch Mulchen, worunter ein Abmähen mit gleichzeitigem Zerkleinern des Schnittgutes zu verstehen ist, wird als ein kritischer Punkt gesehen. Es wird befürchtet, dass hierdurch eine Ökologische Falle entsteht, welche die Biodiversität noch weiter reduziert. Die nun in der internationalen Fachzeitschrift Journal of Insect Conservation veröffentlichte Studie der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft zeigt jedoch, dass gemulchte Blühstreifen sehr wohl zur Förderung von Wildbienen und Tagfaltern geeignet sind.

Mehrjährige Blühstreifen – eine biodiversitätsfördernde Naturschutzmaßnahme

Über einen Zeitraum von sechs Jahren hat das Team rund um Dr. Heiko Schmied, Leiter für Forschung, Entwicklung und Wissenstransfer bei der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft, Daten im Projekt „Summendes Rheinland“ gesammelt und anschließend ausgewertet. „Blühstreifen sind ein sehr wichtiges Element bei der Förderung der Biodiversität von Insekten in der Agrarlandschaft“, hält der Erstautor der Studie Dr. Schmied als Kernaussage fest. Ergänzend stellt er jedoch auch klar, dass sich Blühstreifen in der Qualität sehr stark unterscheiden können.

In dem der Studie zugrunde liegenden Projekt wurden 50 km hochwertige Wildpflanzenblühstreifen aus regionalem Saatgut angelegt und die Biodiversität der Wildbienen und Tagfalter unterschiedlich alter Blühstreifen erfasst. Hierbei zeigte sich, dass auch schmale und jährlich gemulchte Blühstreifen neben konventionell genutzten Flächen keineswegs ungünstige Lebensräume (engl. sink habitats) oder sogar Ökologische Fallen darstellen, sondern die Artenvielfalt der Wildbienen und Tagfalter fördern.

Zwar wird im Naturschutz immer wieder betont, dass Maßnahmen nur gemäht werden sollten, um die darin lebenden Tiere nicht zu stark zu beeinflussen. Dies ist jedoch für reine Ackerbaubetriebe häufig nicht möglich, da die Maschinen für diese Art der Pflege oftmals fehlen.

Für Friedhelm Decker, Ehrenvorsitzender unserer Stiftung Rheinische Kulturlandschaft und selbst im Projekt engagierter Landwirt, wird durch die Ergebnisse der Studie die sachliche und wissenschaftlich basierte Diskussion um den Nutzen von Naturschutzmaßnahmen gefördert: „Die internationale Veröffentlichung unserer Studie bestätigt, wie fundiert sich Landwirtinnen und Landwirte im Rheinland zusammen mit unserer Stiftung für den Erhalt der Artenvielfalt engagieren.

Warum die Ergebnisse der Studie nicht nur für das Rheinland anwendbar, sondern auch auf ganz Deutschland übertragbar sind, erläutert Thomas Muchow, Geschäftsführer unserer Stiftung: „Das „Summende Rheinland“ war Teil des Bundesprogramms Biologische Vielfalt, in dem Projekte mit bundesweiter Bedeutung gefördert werden. Hierbei stehen unsere Ergebnisse beispielhaft für eine erfolgreiche Projektarbeit, woraus wichtige Erkenntnisse für den Naturschutz gewonnen wurden. Die Umsetzung einer möglichst großflächigen Vernetzung der heutigen Agrarlandschaft durch Naturschutzmaßnahmen kann nur gelingen, wenn alle Akteurinnen und Akteure an einem Strang ziehen. Der Ansatz unserer Stiftungsarbeit, zusammen mit Landwirtinnen und Landwirten neue, pragmatische Naturschutzmaßnahmen zu planen und umzusetzen, ist ein wichtiger Schlüssel, um den Artenrückgang auf landwirtschaftlichen Flächen aufzuhalten.

Wie wichtig es nun ist, die Studienergebnisse einem breiten Publikum zugänglich zu machen, verdeutlicht Lisa Gerhard, Projektleiterin: „Die Ergebnisse unserer Studie wurden im sogenannten Open Access Verfahren publiziert. Das bedeutet, dass diese für alle frei zugänglich sind. Wir hoffen, hierdurch eine große Zahl von engagierten Menschen zu erreichen, sodass wir alle gemeinsam mehr Naturschutz in die Fläche tragen können.“

Damit die Bekämpfung des Artenrückgangs nicht nur mit Wildbienen assoziiert wird ergänzt Dr. Schmied, dass die Maßnahmen im „Summenden Rheinland“ auf die Förderung von Insekten ausgerichtet waren. „Die hierbei angelegten Blühstreifen sind zu schmal für die effektive Förderung von Säugetieren und Vögeln, für diese müssen zusätzliche Naturschutzmaßnahmen ergriffen werden“, und verweist auf das Nachfolgeprojekt Rheinland³, welches sich auch mit neuen Ansätzen der Förderung von Schwebfliegen, Käfern, Spinnen und Feldvögeln befasst.


H Schmied, L Getrost, O Diestelhorst, G Maaßen, L Gerhard (2022). Between perfect habitat and ecological trap: even wildflower strips mulched annually increase pollinating insect numbers in intensively used agricultural landscapes. Journal of Insect Conservation.

(hier klicken zum Original-Artikel)

Weitere Informationen zu den Projekten Summendes Rheinland und Rheinland³.

Das Projekt „Summendes Rheinland – Landwirte für Ackervielfalt“ wurde bis September 2019 im Bundesprogramm Biologische Vielfalt vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz sowie mit Mitteln der Landwirtschaftlichen Rentenbank gefördert.

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