Fachtagung zeigt aktuelle Herausforderungen und Lösungsansätze im Feldvogelschutz auf
(31.10.2022) Den Verlust der Biodiversität aufzuhalten, ist eine der großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer und folgender Generationen. Seit Jahrzehnten sind die Vogelbestände der freien Feldflur rückläufig, viele Arten finden sich auf der Roten Liste wieder. Wie man erfolgreich die Herausforderungen an die Nahrungsmittelproduktion und den Naturschutz vereinen kann, wurde auf der Fachtagung „Feldvogelschutz in der Agrarlandschaft“ am 26. Oktober in der Stadthalle Troisdorf diskutiert.
Über 80 Teilnehmende aus unterschiedlichsten Fachbereichen, wie Wissenschaft, ehren- und hauptamtlicher Naturschutz, Landwirtschaft, sowie Vertreter:innen von Fachbehörden, wie Untere Naturschutzbehörden und Umweltämter, Stadt- und Kreisverwaltungen, Bezirksregierungen, aber auch aus dem Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen wurden von Prof. Dr. Karl-Heinz Erdmann, stellvertretender Vorstandsvorsitzender unserer Stiftung Rheinische Kulturlandschaft, begrüßt und in die Thematik der Veranstaltung eingeführt. Unter der Moderation von Dr. Andreé Hamm, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, diskutierten Teilnehmende und Referierenden über Herausforderungen und Lösungsansätze, wie dem Schwund der Feldvogelvielfalt Einhalt geboten werden kann.
Zu Beginn stellte Peter Herkenrath, Leiter der Vogelschutzwarte im LANUV NRW (Vortrag Herkenrath), die Bestandssituation und –trends der Feldvögel in Nordrhein-Westfalen vor und gab einen Überblick über verschiedene Fördermöglichkeiten, wie den Vertragsnaturschutz, verschiedene Schutzgebietskategorien oder Anknüpfungspunkte innerhalb der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik ab 2023.
Das Feld der nachahmenswerten Praxisbeispiele eröffnete Klaus Weddeling, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Biologischen Station im Rhein-Sieg-Kreis e.V. (Vortrag wird nachgereicht). Er berichtete von der Situation der Feldvögel im Rhein-Sieg-Kreis und stellte erfolgreiche Fördermaßnahmen der Biologischen Station vor Ort vor.
Dr. Jörn Boller, Projektleiter FlächenAgentur Rheinland GmbH, lenkte den Blick auf die dauerhafte Umsetzung artenschutzrechtlicher Kompensationsmaßnahmen, speziell zur Erhaltung von Feldvogelpopulationen (Vortrag Dr. Boller). Er betonte die Wichtigkeit von hochwertigen Maßnahmen, um einen entstandenen Eingriff angemessen ausgleichen zu können und stellte den Ansatz der FlächenAgentur Rheinland GmbH vor, diesen Ausgleich gemeinsam mit Landwirt:innen umzusetzen.
Dass nicht jede Maßnahme für jede Vogelart passend ist, stellte Dr. Nils Anthes, Privatdozent an der Eberhard Karls Universität Tübingen, heraus (Vortrag Dr. Anthes). Hier betreute er ein Projekt zur Förderung der Grauammer, welches ein Schutzkonzept erstellte, das speziell auf die Raumnutzung und Brutökologie der genannten Vogelart abgestimmt war.
Dr. Ralf Joest, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Biologischen Station der ABU Soest, schloss sich mit seinem Vortrag über den Feldvogelschutz in der westfälischen Hellwegbörde an (Vortrag Dr. Joest). Dabei ging er auf die dort umgesetzten Schutzkonzepte ein und beleuchtete die dort gewonnenen Ergebnisse und Perspektiven.
Lisa Gerhard, Projektleiterin der Stiftung Rheinische Kulturlandschaf, und Sven Nekum, Leiter des Büros für Artenschutz und Tierökologie, stellten gemeinsam das Projekt Rheinland3 vor, in dessen Rahmen die Tagung stattfand (Vortrag Gerhard und Vortrag Nekum). Lisa Gerhard führte die Hintergründe und Ziele des Forschungsprojektes an. Die Kulturlandschaft hat eine große Bedeutung als Lebensraum für eine Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten. Der starke Rückgang der Biologischen Vielfalt auf landwirtschaftlich genutzten Flächen beeinträchtigt wichtige Ökosystemleistungen, welche auch für die Landwirtschaft von großer Bedeutung sind. Dies macht es dringend erforderlich, die Akzeptanz und vor allem die Effizienz von Naturschutzmaßnahmen in der Agrarlandschaft weiter zu steigern. Gleichzeitig soll auch das Verständnis der Öffentlichkeit sowie der Landwirtschaft für ökologische Zusammenhänge und eine nachhaltige sowie für die Artenvielfalt fördernde Lebensmittelproduktion geweckt und gestärkt werden. Sven Nekum rundete den Einblick in das Projekt mit den ersten Ergebnissen der faunistischen Begleituntersuchung der Feldvögel ab.
Das Projekt wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz sowie durch das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.