Fachtagung „Wege zu einer erfolgreichen Kompensation“ zeigt Positivbeispiele

(28.04.2017) Mit dem Fokus auf erfolgreichen Kompensationen veranstaltete die Stiftung Rheinische Kulturlandschaft in Kooperation mit dem Bund Deutscher Landschaftsarchitekten eine Fachtagung am 27. April 2017 in Bonn. Über 130 Teilnehmer diskutierten im Gustav-Stresemann-Institut, wie die dauerhafte Wirksamkeit landschaftspflegerischer Kompensationsmaßnahmen sichergestellt werden kann. Unter der Moderation von Dr. Tassilo Schiffer, CBH Rechtsanwälte, Köln, gelang eine lebhafte und fruchtbare Diskussion. Aufgrund der interdisziplinären Teilnehmer – Naturschützer, Ingenieurbüros, Vorhabenträger, Maßnahmenträger und -anbieter wie Flächenagenturen und Stiftungen, Flächenbetreuer wie Biologische Stationen, Land- und Forstwirtschaft – konnten dabei vielseitige Erfahrungen eingebracht und das Tagungsthema unter zahlreichen Aspekten beleuchtet werden.
 
Referenten Moderator PIK Tagung SRK 2017

Referenten und Moderator der Tagung „Wege zu einer erfolgreichen Kompensation“ am 27.04.2017 in Bonn (v.l.n.r.): Wolfgang Stein, Straßen.NRW, Dr. Hermann Hötker, Michael-Otto-Institut, Jörg Borkenhagen, Bosch & Partner, Norbert Hellmann, HKR Landschaftsarchitekten und Fachsprecher Landschaftsplanung im BDLA NRW, Thomas Muchow, Geschäftsführer Stiftung Rheinische Kulturlandschaft, Anne Schöps, Vorsitzende Bundesverband der Flächenagenturen in Deutschland, Moderator Dr. Tassilo Schiffer, CBH Rechtsanwälte, Dr. Sven Reiter, Landesamt für Straßenbau und Verkehr Mecklenburg-Vorpommern

Mit Kompensation waren in diesem Kontext alle Maßnahmen gemeint, die ein Projektträger, gemäß den Anforderungen des Bundesnaturschutzgesetzes zur Eingriffsregelung, im Hinblick auf den Arten- oder Gebietsschutz durchführen und unterhalten muss. Die Tagung ging den Ursachen nach, warum diese Maßnahmen manchmal nicht den beabsichtigten Zustand erreichen, zog Lehren aus gelungenen Beispielen und zeigte auf, wie sich Fehlentwicklungen vermeiden lassen.

Begrüßt wurden die Tagungsteilnehmer von Norbert Hellmann, Fachsprecher Landschaftsplanung im Bund Deutscher Landschaftsarchitekten NRW. Hellman führte aus, dass trotz zahlreicher Arbeitshilfen zur Planung, Herstellung, Betreuung und Kontrolle von Kompensationsmaßnahmen sich mehr denn je die Frage stellt, wie eine erfolgreiche Kompensation gelingen kann. Eine Antwort hierzu sei vor dem Hintergrund des hohen Flächenbedarfs für Bau- und Infrastrukturmaßnahmen dringend geboten.

Unter dem Titel „Ursachen des Artenrückganges und Programme zur Artenvielfalt“ machte Dr. Hermann Hötker, Michael-Otto-Institut im NABU, Bergenhusen, deutlich, wie stark insbesondere die Vögel der Agrarlandschaft gefährdet sind. Für Wiesenvögel wie Kiebitz, Bekassine oder Uferschnepfe und Ackervögel wie Wiesenweihe oder Steinkauz schilderte er eindrucksvoll die Bestandstrends und die Ursachen für die teilweise dramatischen Bestandsrückgänge. Vortrag Dr. Hermann Hötker

Wolfgang Stein vom Landesbetrieb Straßenbau NRW, Gelsenkirchen, stellte die „Hinweise zur Wirksamkeit landschaftspflegerischer Maßnahmen“ der Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen vor. Er präsentierte zahlreiche Kompensationsbeispiele aus dem Bundesgebiet, die ihren Zweck wegen Mängeln in der Planungs-, Bau oder Betriebsphase, leider kaum erfüllen können. Vortrag Wolfgang Stein

Auditorium der Tagung "Wege zu einer erfolgreichen Kompensation" am 27.04.2017 in Bonn Stiftung Rheinische Kulturlandschaft

Auditorium der Tagung „Wege zu einer erfolgreichen Kompensation“

Neueste Forschungsergebnisse zum Tagungsthema stellte Jörg Borkenhagen, Bosch & Partner, Herne, vor. Für jedes Zielbiotop lassen sich bestimmte Erfolgsfaktoren benennen, die in sogenannten Zielbiotop-Steckbriefen zusammengefasst sind: Hierzu gehören die Aufwände für Planung, Ausführung, Unterhaltung und Kontrolle sowie die zugehörigen Möglichkeiten, diese Aufwände zu reduzieren. Des Weiteren sind jeweilige Vorteile durch informelle Beteiligung verschiedener Akteure und von Öffentlichkeitsarbeit in den Steckbriefen erfasst. Vortrag Jörg Borkenhagen

Nach dem theoretischen Schwerpunkt am Vormittag ging es am Nachmittag um den Praxisbezug. So brachte Dr. Sven Reiter, Landesamt für Straßenbau und Verkehr Mecklenburg-Vorpommern, Rostock, zahlreiche Beispiele eines Vorhabenträgers zur gelungenen Planung, Umsetzung und Kontrolle von Kompensationsmaßnahmen. Vortrag Dr. Sven Reiter

Dass Kooperationsmodelle den Erfolg von Kompensation unverkennbar befördern, machte Anne Schöps deutlich. Sie ist Geschäftsführerin der Flächenagentur Brandenburg GmbH und langjährige Vorsitzende des Bundesverbandes der Flächenagenturen in Deutschland e.V., Brandenburg/Havel. Mithilfe von Flächenpools und Ökokonten lassen sich erfolgreiche Kompensationsmaßnahmen ohne Verfahrensverzögerung und mit hoher rechtlicher Sicherheit herstellen und bewirtschaften. Vortrag Anne Schöps

Thomas Muchow, Geschäftsführer der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft, Bonn, konnte diese Feststellung anhand zahlreicher Praxisbeispiele bestätigen. Auf den von der Stiftung betreuten Flächen haben viele geschützte Arten wieder eine Heimat gefunden. Die Kooperation zwischen den Beteiligten ist ein eminent wichtiger Erfolgsfaktor für funktionierende Kompensation. Vortrag Thomas Muchow

In seinem Schlusswort fasste Friedhelm Decker, Vorstandsvorsitzender Stiftung Rheinische Kulturlandschaft, Bonn, die Ergebnisse der Tagung zusammen. So haben laut Decker die Vorträge und Diskussionen gezeigt, dass es für das große Feld der Kompensation keinen einheitlichen Fahrplan gibt, sondern für jedes Vorhaben individuell vorgegangen werden muss.