Fachtagung „Wege zu einer erfolgreichen Kompensation“ zeigt Positivbeispiele
Mit Kompensation waren in diesem Kontext alle Maßnahmen gemeint, die ein Projektträger, gemäß den Anforderungen des Bundesnaturschutzgesetzes zur Eingriffsregelung, im Hinblick auf den Arten- oder Gebietsschutz durchführen und unterhalten muss. Die Tagung ging den Ursachen nach, warum diese Maßnahmen manchmal nicht den beabsichtigten Zustand erreichen, zog Lehren aus gelungenen Beispielen und zeigte auf, wie sich Fehlentwicklungen vermeiden lassen.
Begrüßt wurden die Tagungsteilnehmer von Norbert Hellmann, Fachsprecher Landschaftsplanung im Bund Deutscher Landschaftsarchitekten NRW. Hellman führte aus, dass trotz zahlreicher Arbeitshilfen zur Planung, Herstellung, Betreuung und Kontrolle von Kompensationsmaßnahmen sich mehr denn je die Frage stellt, wie eine erfolgreiche Kompensation gelingen kann. Eine Antwort hierzu sei vor dem Hintergrund des hohen Flächenbedarfs für Bau- und Infrastrukturmaßnahmen dringend geboten.
Unter dem Titel „Ursachen des Artenrückganges und Programme zur Artenvielfalt“ machte Dr. Hermann Hötker, Michael-Otto-Institut im NABU, Bergenhusen, deutlich, wie stark insbesondere die Vögel der Agrarlandschaft gefährdet sind. Für Wiesenvögel wie Kiebitz, Bekassine oder Uferschnepfe und Ackervögel wie Wiesenweihe oder Steinkauz schilderte er eindrucksvoll die Bestandstrends und die Ursachen für die teilweise dramatischen Bestandsrückgänge. Vortrag Dr. Hermann Hötker
Wolfgang Stein vom Landesbetrieb Straßenbau NRW, Gelsenkirchen, stellte die „Hinweise zur Wirksamkeit landschaftspflegerischer Maßnahmen“ der Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen vor. Er präsentierte zahlreiche Kompensationsbeispiele aus dem Bundesgebiet, die ihren Zweck wegen Mängeln in der Planungs-, Bau oder Betriebsphase, leider kaum erfüllen können. Vortrag Wolfgang Stein
Neueste Forschungsergebnisse zum Tagungsthema stellte Jörg Borkenhagen, Bosch & Partner, Herne, vor. Für jedes Zielbiotop lassen sich bestimmte Erfolgsfaktoren benennen, die in sogenannten Zielbiotop-Steckbriefen zusammengefasst sind: Hierzu gehören die Aufwände für Planung, Ausführung, Unterhaltung und Kontrolle sowie die zugehörigen Möglichkeiten, diese Aufwände zu reduzieren. Des Weiteren sind jeweilige Vorteile durch informelle Beteiligung verschiedener Akteure und von Öffentlichkeitsarbeit in den Steckbriefen erfasst. Vortrag Jörg Borkenhagen
Nach dem theoretischen Schwerpunkt am Vormittag ging es am Nachmittag um den Praxisbezug. So brachte Dr. Sven Reiter, Landesamt für Straßenbau und Verkehr Mecklenburg-Vorpommern, Rostock, zahlreiche Beispiele eines Vorhabenträgers zur gelungenen Planung, Umsetzung und Kontrolle von Kompensationsmaßnahmen. Vortrag Dr. Sven Reiter
Dass Kooperationsmodelle den Erfolg von Kompensation unverkennbar befördern, machte Anne Schöps deutlich. Sie ist Geschäftsführerin der Flächenagentur Brandenburg GmbH und langjährige Vorsitzende des Bundesverbandes der Flächenagenturen in Deutschland e.V., Brandenburg/Havel. Mithilfe von Flächenpools und Ökokonten lassen sich erfolgreiche Kompensationsmaßnahmen ohne Verfahrensverzögerung und mit hoher rechtlicher Sicherheit herstellen und bewirtschaften. Vortrag Anne Schöps
Thomas Muchow, Geschäftsführer der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft, Bonn, konnte diese Feststellung anhand zahlreicher Praxisbeispiele bestätigen. Auf den von der Stiftung betreuten Flächen haben viele geschützte Arten wieder eine Heimat gefunden. Die Kooperation zwischen den Beteiligten ist ein eminent wichtiger Erfolgsfaktor für funktionierende Kompensation. Vortrag Thomas Muchow
In seinem Schlusswort fasste Friedhelm Decker, Vorstandsvorsitzender Stiftung Rheinische Kulturlandschaft, Bonn, die Ergebnisse der Tagung zusammen. So haben laut Decker die Vorträge und Diskussionen gezeigt, dass es für das große Feld der Kompensation keinen einheitlichen Fahrplan gibt, sondern für jedes Vorhaben individuell vorgegangen werden muss.