Gute Aussichten: Wildkrautacker in Swisttal
Bei bestem Wetter säten Mitarbeiter der Gemeinde Swisttal und der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft ausgewählte Ackerwildkräuter ein, die im Projekt „Unkraut vergeht nicht – stimmt nicht!“ im Naturraum Niederrheinische Bucht gesammelt und vermehrt worden waren. Tatkräftig unterstützte dabei die Landwirtsfamilie Schick aus Swisttal-Morenhoven, die den Acker im Sinne des Wildkrautschutzes seit 2017 bewirtschaftet.
Einsaat: Manuell und maschinell
Sich leicht ineinander verhakende Samen wurden per Hand auf der Fläche verteilt. Das übrige Saatgut konnte dem Wintergetreide beigemischt und mit der Sämaschine ausgebracht werden. Im Frühjahr wird ein weiterer Teil der Fläche mit einer Sommerung wie Hafer eingesät. Dann können noch mehr wilde „Acker-Sensibelchen“, deren Keimlinge frostempfindlich sind, zur Einsaat kommen. Bis dahin dient der jetzige Bewuchs Wildtieren als Futter und Deckung in der kalten Jahreszeit.
„Prädikat: Besonders wertvoll“ für den Ackerwildkrautschutz
Vorgeschlagen wurde die Einsaat auf dem Buschhovener Acker von der Unteren Naturschutzbehörde des Rhein-Sieg-Kreises, da sich dieser Wildkrautacker aus vielerlei Gründen besonders für den Schutz seltener Ackerwildkrautarten eignet:
Es handelt sich hierbei um eine Ausgleichsmaßnahme der Gemeinde Swisttal, sodass eine wildkrautfreundliche Bewirtschaftung dauerhaft sichergestellt werden kann.
Hierzu gehören die Einsaat geeigneter Kulturarten wie Roggen, Hafer oder Lein, ein jährlicher Umbruch der Winter- und Sommereinsaatfläche, ein doppelter Saatreihenabstand, der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel sowie Dünger.
Zudem hat die nur 4.000 m² große, am Hang gelegene, wechseltrockene und „stein-reiche“ Fläche ein geringes landwirtschaftliches Ertragspotential, sodass keine Konkurrenz zu der Erzeugung von Nahrungsmitteln besteht.
Vielfältiges Artenspektrum
Positiv ist auch, dass durch die Hangneigung und die wechselnde Bodenbeschaffenheit innerhalb der Fläche Arten mit unterschiedlichen Standortansprüchen – von trocken bis feucht und von nährstoffarm bis nährstoffreich – eingesät werden können.
Die Auswahl der 15 verschiedenen Arten fand in Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde statt. Der Ackerwildkrautexperte Dr. Wolf-Dieter Lopata, der die Fläche wie seine Westentasche kennt, war hierbei beratend tätig. Dr. Lopata unterstützt das Projekt „Unkraut vergeht nicht – stimmt nicht!“ bereits seit dessen Beginn im Jahr 2010 mit seinem fachlichem Rat und zahlreichen Saatgutproben aus dem Rhein-Sieg-Kreis.
Wandertipp: Wildkrautacker und Umgebung
Das Kleinod des Naturschutzes liegt nur wenige Schritte entfernt von einem Aufschluss des Römerkanals, der hier entlang von Nettersheim bis nach Köln führte. Wanderer lenkt die 5. Etappe des Römerkanal-Wanderwegs direkt zum Wildkrautacker. Im Frühsommer lässt sich die Fläche zwischen Marienkapelle und Römerblick schon von weitem an dem roten Blütenflor des Klatsch-Mohns erkennen. Die Bahnstation „Kottenforst Bahnhof“ ist etwa 5 km entfernt.