Ökokonto auf ehemaliger Raketenstellung Bedburg

Die ehemalige Raketenstellung Bedburg wurde im Sinne der Natur zurückgebaut und in einen strukturreichen Biotopkomplex überführt.

Historie der ehemaligen NATO-Raketenstellung Bedburg

Das Gelände umfasst etwa 13 ha und befindet sich im Rhein-Erft-Kreis auf dem Stadtgebiet Bedburg. Ehemalig handelte es sich bei der Fläche um eine militärische Liegenschaft der NATO-Luftverteidigung, die zwischen 1963 und 1983 von der belgischen Luftwaffe und den USA betrieben wurde. Die als „FlaRak-Stellung Kaster“ bezeichnete Anlage wurde als Feuerstellung für atomare Flugabwehrraketen vom Typ „Nike Hercules“ erbaut. Die Anlage wurde bereits im Jahr 1983 außer Dienst gestellt.

In der Zeit von der Außerdienststellung der Anlage (1983) bis zum Erwerb durch die Stiftung Rheinische Kulturlandschaft (2021) wurde das Gelände zum Teil intensiv landwirtschaftlich genutzt, aber auch illegal zur Müllablagerung und als Motorcross-Strecke missbraucht.

Um- und Rückbau für die Natur

Mit der Übernahme der Zuständigkeit für die Fläche der ehemaligen Raketenstellung durch unsere Stiftung begann der Um- und Rückbau des Areals, um dieses der heimischen Flora und Fauna als wertvollen Biotopkomplex wieder zur Verfügung zu stellen. Bereits vor, ebenso wie während und nach dem eigentlichen Rückbau der ehemaligen Raketenstellung wurden, verteilt über die gesamte Fläche, an unterschiedlichen Stellen wie Wällen, Bunkern, Freiflächen, Abschussplätzen usw. Bodenproben genommen. Diese wurden chemischen sowie bodenmechanischen Laboruntersuchungen unterzogen, um unter anderem Schadstoffbelastungen, wie Schwermetalle oder Chemikalien, bei Rückbau und Entsorgung entsprechend zu beachten bzw. ausschließen zu können.

Im Anschluss daran wurden die militärischen Gebäude, wie Hallen, Mannschaftsunterkünfte und Abschussbereiche, sowie die inneren Zaun- und Beleuchtungsanlagen zurück- und abgebaut. Der Großteil der versiegelten Flächen wurde entsiegelt und die Betonschalen, die ursprünglich zur Wasserhaltung dienten, entnommen.

Die meterhohen künstlich angelegten Verwallungen wurden eingeebnet und das Vorgelände der Bunkeranlagen neu modelliert. Die drei Bunker wurden vollständig entkernt und somit zu potentiellen Habitaten für artenschutzrelevante Arten wie Rauchschwalben und Fledermäuse umgewandelt. Das gesamte Material wurde durch etwa 350 LKW Fahrten abtransportiert und fachgerecht entsorgt oder recycelt.

Neugestaltung der Fläche für die Natur

Ziel der Neugestaltung ist es einen strukturreichen Biotopkomplex bestehend aus artenreichem Grünland mit temporären Kleingewässern, Baum- und Strauchgruppen sowie vielfältigen Kleinbiotopen (z.B. Totholzhaufen und offene Steilwände) zu etablieren.

Zu diesem Zweck wurde das Gelände mit einer kräuterreichen Grünlandsaatgutmischung eingesät. Um eine externe Entwässerung zu vermeiden, entstanden an entsprechenden Stellen temporär wasserführende Kleingewässer und Gräben. Zur naturschutzfachlichen Weiterentwicklung der Flächen werden diese zukünftig extensiv gepflegt und durch Beweidung oder Mahd offengehalten.

Potentielle Lebensräume für den Artenschutz

Die strukturreiche Fläche bietet viele unterschiedliche Habitate wie südexponierte Steilwände, die insbesondere für den Bienenfresser und Wildbienen als Lebensraum angelegt wurden. Darüber hinaus bilden Totholzhaufen, temporäre Kleingewässer sowie Baum- und Strauchgruppen vielfältige Kleinbiotope. Die entkernten Bunker wurden bereits von Rauchschwalben als Nisthabitate bezogen und eignen sich auch für weitere gebäudebewohnende Arten wie Fledermäuse.