Fachtagung zeigt aktuelle Herausforderungen und Lösungsansätze im Insektenschutz auf

(20.11.2023) Wie kann eine nachhaltige Landwirtschaft sichergestellt werden, in der Ökosystemleistungen, wie beispielsweise die Bestäubung, gefördert werden? Und wie lassen sich Naturschutzmaßnahmen sinnvoll in den landwirtschaftlichen Betriebsablauf integrieren? Diesen und vielen weiteren Fragen wurde auf der Fachtagung „Insektenschutz in der Agrarlandschaft“ am 16. November in der Stadthalle Troisdorf nachgegangen.

Referierende und Moderatorin (v.l.n.r.) Saskia Helm, Moderatorin, Dr. Mathias Kuemmerlen, Bundesamt für Naturschutz, Mareike Büdding und Johanna Dohle, Naturschutzzentrum im Kreis Kleve e.V., Prof. Dr. Manfred Ayasse, Institut für Evolutionsökologie und Naturschutzgenomik der Universität Ulm, Ralf Schlüter, Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW, Dr. Stefan Schröder, Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, Prof. Dr. Christoph Scherber, Zentrum für Biodiversitätsmonitoring und Naturschutzforschung, Lisa Walter und Bernhard Conzen, Stiftung Rheinische Kulturlandschaft

Über 80 Teilnehmende aus unterschiedlichsten Fachbereichen wie Untere Naturschutzbehörden und Umweltämter, Stadt- und Kreisverwaltungen, Bezirksregierungen, der Landwirtschaftskammer, den Biostationen sowie Gutachter- und Planungsbüros, aber auch aus dem Hochschulsektor sowie ehrenamtliche Naturschützer wurden von Bernhard Conzen, Vorstandsvorsitzender unserer Stiftung, begrüßt und stellten sich unter der Moderation von Saskia Helm die Frage: „Quo vadis Insektenschutz?“ Mit besonderem Fokus auf die Landwirtschaft wurde angeregt über Herausforderungen und Lösungsansätze diskutiert, wie dem immer noch anhaltenden Schwund der Insektenvielfalt entgegengewirkt werden kann. Dabei lag das Hauptaugenmerk auf Artengruppen wie Wildbienen und Tagfaltern, welche besonders wichtig für die Bestäubung sind.

Den Rahmen der Veranstaltung setzten zu Beginn Dr. Mathias Kuemmerlen, Bundesamt für Naturschutz, sowie Dr. Stefan Schröder, Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung und Ralf Schlüter, Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW. Dr. Kuemmerlen stellte dabei die Bestandssituation und –trends der Insekten auf Bundesebene vor und spannte anschließend den Bogen zum Bundesprogramm Biologische Vielfalt und seinen Ansätzen und Möglichkeiten zur Förderung diverser Praxisprojekte, auch zum Schutz der Insektenvielfalt (Vortrag Dr. Kuemmerlen).

Dr. Schröder blieb ebenfalls auf Ebene des Bundes, brachte hier allerdings vor allem die wichtige Facette der Landwirtschaft mit ein (Vortrag Dr. Schröder). Abgerundet wurde der Themenblock durch den Vortrag von Ralf Schlüter, der dezidierter auf die Situation der Insekten in Nordrhein-Westfalen einging sowie auf das Feld der zur Verfügung stehenden Förderinstrumente und ihre Wirksamkeit (Vortrag Schlüter).

Prof. Dr. Christoph Scherber, Zentrum für Biodiversitätsmonitoring und Naturschutzforschung, erläuterte im Folgenden die Ziele und Methodiken größerer Monitorings der biologischen Vielfalt, speziell auf Flächen der Landwirtschaft, sowie deren Ergebnisse und Trends (Vortrag Prof. Dr. Scherber). Dabei ging er neben den Möglichkeiten aber auch auf potentielle Grenzen in der Erfassung ein.

Podiumsdiskussion nach der Mittagspause

Die Mitte des Tagungsprogramms markierte eine Podiumsdiskussion mit allen Referent:innen, ergänzt durch die Teilnahme von Prof. Dr. Werner Wahmhoff und Dr. Heiko Schmied, von unserer Stiftung. Im Zentrum der Diskussion stand vor allem die Frage, was es zu den aktuellen Bemühungen noch braucht, um die vielen guten Vorhaben und Ansätze des Insektenschutzes auch auf die breite Fläche zu bekommen. Dabei wurde vor allem die Biodiversitätsberatung in den Fokus genommen, die deutlich ausgebaut werden müsse, um mehr Landwirt:innen zu erreichen und zu beraten.

Darüber hinaus wurde der Abbau von Hemmnissen für die Teilnahmen an Agrarumwelt- und Vertragsnaturschutz-Maßnahmen diskutiert. Auch wurde die Bedeutung eines Systemwechsels postuliert, hin zu mehr Anlehnung an den ökologischen Anbau, jedoch mit dem klarem Hinweis, dass dann auch darauf geachtet werden müsse, geringere Nahrungsmittelmengen nicht durch Importe zu kompensieren, welche auf erhebliche Kosten der Biodiversität in anderen, meist sogar fragileren Ökosystemen entstehen. Grundtenor aller Aussagen war stets das gute Miteinander von Naturschutz und Landwirtschaft , um Bewusstsein und Akzeptanz für Naturschutzmaßnahmen zu schaffen und zu fördern.

Das Feld der Praxisbeispiele eröffnete Lisa Walter, Projektleiterin unserer Stiftung Rheinische Kulturlandschaft (Vortrag Walter). Sie stellte das Projekt Rheinland3 vor, in dessen Rahmen die Tagung stattfand und führte die Hintergründe und Ziele des Forschungsprojektes an. Dabei ging sie vor allem auf die Maßnahmen ein, die besonders auf die Gruppe der bestäubenden Insekten zugeschnitten sind und stellte auch die zugehörigen Einheiten der begleitenden Umweltbildung an weiterführenden Schulen vor.

Mareike Büdding und Johanna Dohle, Naturschutzzentrum im Kreis Kleve e.V., berichteten von den faunistischen Untersuchungen von Säumen und Blühstreifen im Kreis Kleve und stellten erfolgreiche Fördermaßnahmen des Naturschutzzentrums vor Ort vor (Vortrag Büdding und Dohle).

Die Veranstaltung schloss Prof. Dr. Manfred Ayasse, Institut für Evolutionsökologie und Naturschutzgenomik der Universität Ulm, mit seiner Vorstellung des Projektes BienABest, welches sich zum Ziel gesetzt hat die Ökosystemleistung „Bestäubung durch Wildbienen“ in der Agrarlandschaft zu sichern und zu steigern (Vortrag Prof. Dr. Ayasse).


Das Projekt wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz sowie durch das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.