3. Welche einfach umsetzbaren Möglichkeiten gibt es, um Tiere bei der Mahd zu schonen?
Für die Artenvielfalt im Grünland sind nicht nur Mahdzeitpunkt und -häufigkeit von großer Bedeutung, sondern auch der Einsatz geeigneter Maschinen (z.B. Balkenmäher) oder schonende Mahdtechniken (z.B. Hochschnitt, Teilflächenmahd) bzw. -verfahren. Die jeweiligen naturschonenden Maßnahmen fördern dabei unterschiedliche Arten(-gruppen), denn nicht alle Arten profitieren von jedem Verfahren in gleicher Weise.
Mähen von innen nach außen
Wird eine Fläche von außen nach innen gemäht, so werden mobile Arten durch die Mahd in die Mitte gedrängt und zuletzt vom Mähgerät erfasst. Eine Mahd von innen nach außen bietet einen besseren Fluchtweg, insbesondere von größeren Wildtieren wie Rehen und Feldhasen. In NRW ist das Ernteverfahren bereits bei Flächengrößen ab 1 ha verpflichtend.
Verschiedene naturverträgliche Mäh-Routen
Quelle: Stiftung Rheinische Kulturlandschaft, 2019 (nach Landesjagdverband NRW und Landwirtschaftskammer NRW).
- Mähen von „außen nach innen“ wirkt wie eine Falle, da viele Tiere in die Mitte flüchten.
- Mähen von „innen nach außen“ bietet vielen Tieren die Möglichkeit einer Flucht. Das Zentrum wird gemäht, sobald genügend Wendeplatz besteht.
- Bei besonders langen oder straßennahen Schlägen mit der Mahd an der Straßenseite beginnen.
- Bei langen und schmalen Schlägen zunächst die Vorgewende und dann die Längsseiten von innen nach außen mähen.
Naturverträgliche Mähmaschinen
Die Schädigungsrate verschiedener Tiere während der Mahd durch die überwiegend eingesetzten Rotationsmähwerke (z. B. Kreiselmäher, Trommelmäher, Scheibenmäher) ist hoch. Durch den Einsatz von Doppelmesser-Mähgeräten (z. B. Balkenmäher) können viele Tiere bei der Mahd geschont werden. Alle Tiere, die ein nur geringes Fluchtverhalten aufweisen sowie eine geringe Mobilität besitzen, können von dieser Technik profitieren (hierzu zählen u. a. Amphibien, Bienen, Heuschrecken, Ameisen), ebenso Lebewesen im Ei- und Larvenstadium. Allerdings werden Doppelmesser-Mähgeräte oder Balkenmäher in der Praxis kaum noch verwendet, da sie eine geringere Schlagkraft bieten und wartungsintensiver als Rotationsmähwerke sind.
Trotzendem wäre es aus Sicht des Naturschutzes erstrebenswert, diese Technik wieder vermehrt, zumindest auf „Naturschutzflächen“, zum Einsatz zu bringen. Insbesondere in Gebieten mit einer vielfältigen Tiergemeinschaft – wie auf Feuchtgrünland mit Amphibien oder auf artenreichem Grünland mit hohem Insektenvorkommen – sollten möglichst Balkenmähgeräte zum Einsatz kommen. Bei Amphibien sind die Verluste durch Rotationsmähgeräte zwei- bis dreifach und bei Heuschrecken drei- bis vierfach so hoch wie bei Messerbalkenmähern. Besonders positiv wirkt der Verzicht von Mähaufbereitern. Bei der Kombination von Rotationsmähwerken mit Aufbereitern können bis zu 70 % der vorkommenden Tiere in der Fläche geschädigt werden.
Hinweis: Balkenmäher können zum Teil in Maschinenringen, Bauhöfen, Wasserwirtschaftsverbänden oder Grünflächenämter der Kommunen geliehen werden oder es können Kooperationsmöglichkeiten mehrerer Betriebe auf regionaler Ebene angestoßen werden.
Maßnahmen vor der Mahd: Einsatz von Drohnen mit Wärmebildkamera zum Schutz von Jungtieren
Die erste Grünlandmahd im Jahr fällt zusammen mit der Setz- und Brutzeit von vielen Wildtieren, die durch die Mahd gefährdet werden können. Um sie vor den Mähgeräten zu schützen, können am Vortag Vergrämungsmaßnahmen mit Knistertüten, Flatterbändern und akustischen Geräuschen auf den Flächen eingeleitet werden. Neben der Begehung mit Hunden am Mähtag selbst ist die Suche mithilfe von Drohnen, die mit einer Wärmebildkamera ausgestattet sind, besonders effektiv, da sie eine hohe Suchgeschwindigkeit aufweisen. Der Einsatz von Drohnen eignet sich besonders für das Aufsuchen von Tieren in hohem Aufwuchs. Es lassen sich vor allem Rehkitze retten, aber auch Feldhasen, Bodenbrütergelege und weitere Wildtiere. Die Flächenleistung hängt von verschiedenen Faktoren, wie der technischen Ausstattung, Flughöhe, Temperatur, Flächenstruktur und -größe sowie davon ab, ob Wildtiere gefunden werden bzw. ob es Fehldetektionen gibt. Nebel, Dunst oder zu hohe Temperaturen können den Einsatz der Wärmebildkamera an der Drohne negativ beeinflussen. Es sollte daher in den frühen Morgenstunden mit der Suche begonnen werden, damit sich die Körpertemperatur der Tiere noch deutlich von der Umgebungstemperatur unterscheidet. Wird ein Wildtier gefunden, werden Helfer durch den Drohnenpiloten zu der Stelle geleitet und tragen das Tier mit Einmalhandschuhen und Grasbüschel in einer Kiste aus der Fläche heraus. Dadurch wird sichergestellt, dass die Adulten ihre Jungtiere danach wieder annehmen. Im Schatten wird die Kiste abgedeckt, sodass das Tier nicht vor oder während der Mahd fliehen kann. Nach der Mahd wird das Tier am Rand der Fläche wieder freigelassen. Ein Zusammenschluss aus Landwirten, Jägern, Drohnenpiloten und (ehrenamtlichen) Helfern ist zu empfehlen. Viele Gruppierungen werden über die Jägerschaft, regionale Vereine oder Online-Plattformen organisiert. Die Anschaffung von Drohnen mit Wärmebildkamera wird teilweise auch durch einzelne Länder bzw. vom Bund gefördert.
Hinweis: Bei der Nutzung von Drohnen mit einem Gewicht von über 250 g wird seit dem
01.01.2023 ein Pilotenschein benötigt.